Mehr Maßnahmen zur Unterstützung der Klimaanpassung angesichts zunehmender Katastrophen erforderlich

„Es geht ganz einfach um Leben und Tod für Millionen von Menschen“

Köln, 09. Juni 2022 - Islamic Relief warnt anlässlich der Bonner Klimakonferenz in dieser Woche (6.-16. Juni), dass sehr viel mehr Investitionen nötig sind, um gefährdete Gemeinden weltweit bei der Anpassung an die zunehmende Zahl klimabedingter Katastrophenfälle zu unterstützen.

 

Die verheerende Dürre am Horn von Afrika und die tödlichen Überschwemmungen in Südafrika und Südasien zeigen, wie dringend es ist, die eingegangenen Verpflichtungen der letztjährigen COP26 in Glasgow zu erfüllen und das globale Klimaanpassungsziel (Global Goal on Adaptation, kurz GGA) zu erreichen.

Auf der COP26 einigten sich die wohlhabenden Nationen darauf, die Mittel zur Klimaanpassung bis 2025 zu verdoppeln, doch seither gibt es kaum Fortschritte. Deswegen fordert Islamic Relief als humanitäre Hilfsorganisation die verantwortlichen Regierungen dazu auf, ihre Versprechen in konkrete Zusagen umzuwandeln und einen klaren Fahrplan für die Erreichung des Ziels zu vereinbaren.

Zahl der klimabedingten Katastrophen hat sich in den letzten 30 Jahren verdreifacht

Am Horn von Afrika sind vier Regenzeiten vollständig ausgefallen, was die Region in die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten gestürzt hat. Die jüngste Regenzeit war die trockenste seit Beginn der Aufzeichnungen und Tausende von Menschen sind bereits gestorben - vor allem kleine Kinder und ältere Menschen.

Die Lebensgrundlagen der Menschen sind zerstört, Millionen von Tiere sind gestorben und die Ernten ausgeblieben. Währenddessen haben die schlimmsten Überschwemmungen dieses Jahrhunderts in Südafrika Hunderte von Menschen getötet, und Millionen weitere wurden durch die schweren Überschwemmungen der letzten Woche in Bangladesch und Indien obdachlos.

Islamic Relief fordert: Zuschüsse für Klimaanpassung müssen verdoppelt werden

Die Mittel für die Klimaanpassung machen derzeit weniger als 25 Prozent der gesamten internationalen Klimafinanzierung aus. Islamic Relief fordert, diesen Anteil mindestens zu verdoppeln, und zwar auf etwa 50 Prozent, und zwar in Form von Zuschüssen und nicht von Darlehen. Der Großteil der Klimafinanzierung erfolgt derzeit in Form von Krediten, so dass ärmere Länder immer weiter in der Schuldenfalle verstrickt werden.

Jamie Williams, Senior Policy Advisor bei Islamic Relief Worldwide, nimmt aktuell an der Bonner Klimakonferenz teil. Er sagt: 

„Zurzeit erleben wir, wie schwere Dürren und tödliche Überschwemmungen das Leben von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt zerstören. Kinder hungern, weil die Ernte ausgefallen sind und das Vieh gestorben ist.“

„Wir wissen, dass solche Katastrophen aufgrund des vom Menschen verursachten Klimawandels in den nächsten zehn Jahren noch häufiger und schwerer werden. Trotzdem wird nur ein kleiner Teil der Klimafinanzierung in die Unterstützung gefährdeter Gemeinschaften bei der Anpassung und Vorbereitung auf die Veränderungen investiert, von denen wir wissen, dass sie eintreten werden.

„Die Regierungen müssen dringend damit beginnen, die in Glasgow eingegangenen Verpflichtungen in die Tat umzusetzen. Es geht ganz einfach um Leben und Tod für Millionen von Menschen. Reiche Länder, die von den Aktivitäten profitiert haben, die den Klimazusammenbruch verursacht haben, haben eine moralische Verantwortung, ärmere Gemeinschaften zu unterstützen, die unter den schlimmsten Auswirkungen leiden.

Amin Hasanein, Koordinator für Climate Advocacy bei Islamic Relief Deutschland, nimmt ebenfalls an der Bonner Klimakonferenz teil und sagt:

„Eine wirksame Anpassung erfordert, dass die lokalen Gemeinschaften im Mittelpunkt des Prozesses stehen. Sie wissen am besten, wie sich der Klimawandel auf ihr eigenes Leben und ihre Lebensgrundlagen auswirkt und was für die Anpassung erforderlich ist. Die Stimmen von Frauen und jungen Menschen müssen bei der Entscheidungsfindung auf lokaler und nationaler Ebene ein größeres Mitspracherecht haben.“

Islamic Relief finanziert mehr als 50 Projekte zur Anpassung an den Klimawandel in 19 Ländern weltweit und hilft damit landwirtschaftlichen Gemeinschaften, sich an die zunehmende Bedrohung durch extreme Wetterereignisse in Ländern wie Äthiopien, Indonesien, Mali und Pakistan anzupassen.

Islamische Deklaration zum globalen Klimaanpassungsziel

Das globale Klimaanpassungsziel ist Teil des Pariser Abkommens, das 2015 von 196 Ländern unterzeichnet wurde. Es zielt darauf ab, die Anpassungsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit der betroffenen Gemeinschaften zu verbessern und die Anfälligkeit gegenüber dem Klimawandel zu verringern.

Bereits vor dem Pariser Klimaschutzabkommen auf der COP 21 veröffentlichte Islamic Relief zusammen mit der Islamic Foundation for Ecology & Environmental Sciences (IFEES) und GreenFaith die Islamische Deklaration zum Klimawandel. Die Deklaration wurde im Rahmen eines Symposiums mit Vertretern aus Wissenschaft, Religionen und humanitären Organisationen herausgegeben. Sie macht auf die verheerenden Folgen des Klimawandels auf das Leben im globalen Süden aufmerksam und ruft alle Nationen dazu auf, Verantwortung in der Bewältigung der Folgen und Schäden zu übernehmen, die durch den globalen Klimawandel entstehen. Religionsgemeinschaften und religiöse Vertreter werden darin aufgerufen, das Thema in sozialer und ökologischer Hinsicht stärker zu behandeln und an den Verhandlungsprozessen sich zu beteiligen.